Immer häufiger wird in verschiedenen Fachzeitschriften und Fachbeiträgen darüber berichtet und gewarnt, dass einige Ressourcen unserer Erde endlich sind. Insbesondere der Hohe Energieverbrauch zum Abbau oder der Herstellung unterschiedlicher Materialien, wie zum Beispiel Zement oder Beton, lässt die Forderungen nach einer effizienteren und nachhaltigeren Baubranche immer mehr in den Vordergrund rücken. Gründe, dass hierbei der Baubranche eine besondere Schlüsselrolle zugeteilt wird sind von unterschiedlicher Natur. Ein Hauptgrund ist jedoch, dass alleine in Deutschland der hohe Anteil an mineralischem Rohstoffverbrauch bei bis zu 517 Millionen Tonnen liegt. Dies entspricht einem 90 prozentigen Verbrauch der gesamten inländischen Entnahme. Zeitgleich schätzt man, dass in Deutschlands Gebäudebeständen 15 Milliarden Tonnen Material verbaut sind, was einem gigantischen Rohstofflager gleicht.
Da das Ziel einer verbesserten Ressourceneffizienz in vielen Bereichen verankert ist, findet sich dieses wichtige Thema nicht zuletzt auch in den politischen Gremien wieder. Hierzu zählen die Europolitik als auch die Bundespolitik, die bereits seit einigen Jahren maßgebende Ziele und Veränderungen für eine nachhaltigere Bauwirtschaft definieren.
Die politischen Rahmenbedingungen für Ressourceneffizienz im Bauwesen werden also durch die Ressourcenpolitik der Europäischen Union und der Bundesrepublik Deutschland gesetzt.
Die Vision der Europäischen Union
Bis 2050 ist die Wirtschaft auf eine Weise gewachsen, die die Ressourcenknappheit und die Grenzen des Planeten respektiert. Alle Ressourcen werden nachhaltig bewirtschaftet, von Rohstoffen bis hin zu Energie, Wasser, Luft, Land und Böden. Ressourceneffizienz ist der Schlüssel zum Erfolg, so der Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa von 2011. Die Wirtschaft soll aus weniger mehr produzieren und mit weniger Input größere Werte schaffen. Ressourcen werden auf nachhaltige Weise genutzt und Umweltauswirkungen minimiert. Dies geht nicht ohne eine grundlegende Veränderung der Produktionsweise und macht eine neue Innovationswelle erforderlich.
Wichtige Etappenziele der EU bis spätestens 2020 sind:
- Die Einführung von Marktanreize und politischen Anreize, die Investitionen von Unternehmen in Effizienz belohnen.
- Diese Anreize führen zu Innovationen, die zu ressourceneffizienten Erzeugungsmethoden führen, welche breite Anwendung finden.
- Die Messbarkeit und Vergleichbarkeit von Lebenszyklus-Ressourceneffizienz.
- Abfall wird als Ressource bewirtschaftet.
Mehr zur Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ der Strategie Europa 2020 lesen Sie hier.
Bauwirtschaft als einer der Schlüsselsektoren
Lt. Fahrplan der EU sind in den Industrieländern in der Regel 70-80 % aller Umweltauswirkungen auf die Sektoren Ernährung, Wohnen und Mobilität zurückzuführen. Diese Sektoren sind deshalb auch von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der Herausforderungen auf den Gebieten Energie und Klimawandel. Für den Bausektor erwartet die EU, dass sich eine bessere Bauweise und Nutzung von Gebäuden auf 42 % unseres Endenergieverbrauchs, etwa 35 % unserer Treibhausgasemissionen und mehr als 50 % aller geförderten Werkstoffe auswirken würde und auch helfen könnte, bis zu 30 % Wasser zu sparen.
Der Fahrplan der EU verlangt daher deutliche Verbesserungen beim Ressourcen- und Energieverbrauch während der Lebensdauer von Gebäuden und Infrastruktur - mit besseren, nachhaltigen Werkstoffen, mehr Abfallrecycling und besserem Design. Dies soll zur Wettbewerbsfähigkeit des Bausektors und zum Aufbau eines ressourcenschonenden Immobilienbestands beitragen.
Das Etappenziel für die Bauwirtschaft formuliert die EU so: Spätestens 2020 gelten für die Renovierung und den Neubau von Gebäuden und Infrastruktur hohe Ressourceneffizienzstandards. Die Anwendung des Lebenszykluskonzepts ist weit verbreitet. Alle neuen Gebäude sind Niedrigstenergiegebäude und in hohem Maße materialeffizient, und es gibt Strategien für die Renovierung bestehender Gebäude, wonach jährlich 2 % kosteneffizient saniert werden. 70 % der nicht gefährlichen Bau- und Abbruchabfälle werden recycelt.
Das deutsche Programm für Ressourceneffizienz (ProgRess)
ProgRess ist ein breit angelegtes Programm zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz der natürlichen Ressourcen. Es gibt einen Überblick über vorhandene Aktivitäten, identifiziert Handlungsbedarf und beschreibt Handlungsansätze und Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz. Bereits 2002 hat die Bundesregierung in ihrer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel verankert, Deutschlands Rohstoffproduktivität bis 2020 gegenüber 1994 zu verdoppeln. Mit diesem Ziel ist Deutschland international Vorreiter. Auch in ProgRess ist Innovationsorientierung essentiell und das nachhaltige Planen, Bauen und Nutzen von Gebäuden und baulichen Anlagen stellt ein wichtiges Handlungsfeld dar.
Dabei ist die Bauwirtschaft bei der Realisierung und Messung von Nachhaltigkeit schon sehr weit. Nachhaltigkeitszertifikate wie das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB), das Gütesiegel für nachhaltiges Bauen des DGNB, die nach EnEV notwendigen Nachweise für die Energieeffizienz von Wohngebäuden und Nichtwohngebäuden ermöglichen bereits weitgehend die umfassende Beurteilung der Gebäudequalität. Braucht die Bauwirtschaft weitere Kennzahlen, Regelwerke und Indikatoren?
Die Fortsetzung des Deutschen Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) II ist seit dem 2.03.2016 beschlossene Sache. Der Fortschrittsbericht 2012 –2015 und die Fortschreibung des Programms 2016 –2019 liegen vor.
Hier geht es zum Programmtext.
Auf der 21. Netzwerkkonferenz Ressourceneeffizienz am 11. Juni 2018 in Berlin wurde bereits eine erste Zwischenbilanz zur Umsetzung von ProgRess II gezogen und der Ausblick auf die Fortsetzung des Programms gewagt. Lesen Sie hier den ausführlichen Veranstaltungsbericht.
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